Aktuelles Thema -
Welche Rolle spielt Seelsorge in der Palliativmedizin?

Hospital Ward: Focus on Hands of Elderly Man Resting in Bed, His Caring Wife Supports Him By Sitting Beside and Comforting with Her Touch. Old Man Recovering successfuly after Sickness and Surgery

 

Im Mittelpunkt der Palliativmedizin steht die Lebensqualität der sterbenden Patient*innen und ihrer Angehörigen. Um diese Lebensqualität zu ermöglichen, arbeiten Ärzt*innen, Pflegende, Physiotherapeut*innen, Psycholog*innen, Kunst- und Musiktherapeut*innen, Sozialarbeiter*innen und Seelsorger*innen im multiprofessionellen Team zusammen.

Die Seelsorge hat die Aufgabe die spirituellen Nöte, Bedürfnisse und Kraftquellen der Patien*tinnen und ihrer Angehörigen im Blick zu haben, und dafür zu sorgen, dass sie entsprechend begleitet werden. Lesen Sie ein Fallbeispiel:


Auf einer Station in der Klinik sorgt sich die Ehefrau eines sterbenden Patienten – nennen wir ihn Herrn S. , weil ihr Mann einfach nicht zur Ruhe kommt. Sie fragt sich: Hat er Schmerzen? Wirken die Schmerzmittel? Ist er im Bett gut gelagert? Oder drückt ihn noch eine ganz andere Not?

Die Pflege des Palliativ-Teams bietet der Ehefrau Seelsorge an. Sie nimmt dankbar an und erzählt der Klinikseelsorgerin, ihr Mann habe sich in seiner Gemeinde nicht willkommen gefühlt. Bei der Beerdigung seiner Mutter habe er sich sehr über den Pfarrer geärgert. Die Klinikseelsorgerin versucht mit Herrn S. ins Gespräch zu kommen. Das gelingt ihr nicht. Seine Unruhe bleibt und drückt sich in Gesten aus: so, als wenn er immer wieder aus einem Becher trinkt und ihn dann weiterreicht. Ob er vielleicht noch einmal Abendmahl feiern will?

Zwei Tage später wird der Patient auf die Palliativstation verlegt. Dort stellen die Ärzte ihn medikamentös so ein, dass er bei vollem Bewusstsein im Sessel am Fenster sitzen kann. Als die Klinikseelsorgerin ihn dort besucht, erzählt er, er möchte mit seiner katholischen Ehefrau und den beiden Kindern Abendmahl zu feiern. Geistesgegenwärtig hat die Seelsorgerin an das Abendmahlsgerät gedacht und feiert mit der ganzen Familie das Abendmahl. Während der Feier wird der Patient ruhig.

Mit Hilfe des Sozialdienstes wird er nach Hause verlegt. Dort wird Herr S. durch seinen Hausarzt und das ambulante Palliativteam versorgt. Wenige Tage später verstirbt Herr S. zuhause im Beisein seiner Ehefrau. Die Tochter bittet den Gemeindepfarrer um eine Aussegnung. Er beerdigt Herrn S. Nach der Beerdigung besucht seine Ehefrau den Gottesdienst am Sonntag. Im ersten Trauerjahr verabreden sie einige Seelsorgegespräche. Die tun ihr gut.

Für mich ist das ein gelungenes Beispiel multiprofessioneller Zusammenarbeit in der Klinik und zwischen Klinikseelsorge und Kirchengemeinde.

Simone Bakus, Klinikpfarrerin am Universitätsklinikum Düsseldorf

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